Translate

Donnerstag, 14. Juli 2016

Balkan3.0 - Tag6

Und wieder krabbel ich recht früh aus meinem Zelt. Die Nacht war sehr ruhig und der Wind blies in regelmäßigen Abständen durch den nahegelegenen Wald. Ich schnappe mir mein Handtuch und gehe nochmal schön warm und lange zum Duschen. Als ich zurück am Zelt bin ist bereits Tommy bei seinem Morgenritual. Er kocht sich Wasser für den Kaffee auf.
heute sind wir deutlich früher dran als sonst. Als erstes stoppen wir mal wieder an einem meiner geliebten Minimarkets und decken uns mit Getränken und Brot für den Tag ein.

links Minimarket - rechts Friseure
Unser vorletztes Highlight auf dem kleinen Tourzettel steht an. Heute geht es durch die Hocheben in Montenegro. Wir nehmen die kleine Nebenstraße nach Tusima und biegen hier kurz nach der Kirche links ein. Und gleich geht es mit ordentlichen "Geholper" los. Tommy flucht ein wenig durchs Headset als wir die steile und großteils aus losem Geröll bestehende Auffahrt nehmen. Ein Bauer kämpft sich auch gerade mit seinem kleinen roten Traktor die Auffahrt hoch. Als er uns bemerkt schaut er uns ein wenig verdutzt an und läßt uns vorbeifahren. Besonders knifflig sind ein paar sehr stark ausgewaschene Kehren. Ich denke mir: "Ja nicht stehen bleiben".
Oben angekommen ist das Schlimmste geschafft. Wir posen nochmal an einem Tümpel und nehmen uns das letze flache Stück über den Kamm vor.


Von nun an heißt es ca 55km nichts. Wir fahren über die letzte kleine Kuppe und sofort hat meinen einen wahnsinnigen Weitblick.  Super! Genial! Kein Baum, kein Busch, nur Gras und Hügel.



Stellt man seinen Motor ab hört man lediglich Insekten und den Wind, der heute recht ordentlich weht, in den Gräsern. Die Spur, der wir folgen, wird im laufe der Strecke immer schmaler werden und zum Teil geht es einfach über Gras. Tommy und ich stoppen recht häufig und genießen die Stille und den Weitblick. Tommy fragt mich:" Was meinst du, wie lange muss man latschen um auf diesen Gipfel da hinten zu kommen?" Ich antworte: "Keine Ahnung, einen Tag oder weniger?" Wir zeihen wieder ein paar Kilometer weiter. Regen kann es hier auch lange nicht gegeben haben. Das Gras ist zwar recht grün. Jedoch sind die Schlammlöcher auf der Piste nahezu komplett ausgetrocknet.






Zum Mittagessen suchen wir uns einen schönen Platz der etwas Windschatten bietet und genießen Tunfisch aus der Dose zu weißen Fladenbrot. Ein paar Pferde kommen auch kurz vorbei. Scheeee.



Ab und an trifft man auf ein Gehöft eines Schäfers hier oben. Im letzten Drittel stoßen wir dann auf ein kleines Dorf. Sie haben sich sogar eine Kirche errichtet. Das Leben hier muss sehr hart sein. Man fühlt sich sofort ein paar Jahrhunderte zurück versetzt. Kein Strom, kein fließend Wasser, einfache Häuser mit Blechdächern.





Als wir die Hocheben bei Podbišće wieder verlassen, haben wir den weitesten Punkt unserer Wochentour erreicht. Den Rest des Tages wollen wir uns langsam auf Nebenstraßen Richtung Küste bewegen. Anfangs fahren wir noch auf der M9, biegen dann auf die P19 und nehmen schließlich die Querstraße TT4. Nach ca 9,5km nehmen wir die Parallelstraße zur P19 und fahren Richtung Hauptstadt. Als wir oben am Kamm um die Rechtskurve biegen erschreckt es uns schier. Was für ein Panorama mit tollen Blick auf den kleinen See Bukumirsko. Leider werfen die aufkommenden Wolken einen Schatten auf das Tal. Mr White und Mr Black lassen wir trotzdem vor lauter Staunen mitten auf der schmalen Straße stehen.



Wir folgen der kleinen asphaltieren und nahezu Null befahrenen Straße bis nach Podgorica. Scheuchen hier und da Pferde oder auch mal Kühe vor uns her. Und sehen auch endlich ein Exemplar der hier lebenden Panzerreptilien. :-P



In Podgorica angekommen zücken wir die Karte und suchen einen Zeltplatz in der Nähe. Es ist tatsächlich einer am Rand der Hauptstadt eingezeichnet. Die Suche nach dem Platz gestaltet sich allerdings nicht gerade einfach. Schließlich fragen wir an einer Tankstelle nach. Huch. Also doch. Mal sehen. Der Zeltplatz soll direkt an dem Motel sein, dass wir vor ca 3km passiert haben. Also zurück und dort fragen. Schnell stellen wir fest, dass der Zeltplatz lediglich ein kleiner Grünstreifen am Parkplatz des Motels ist. Nein, hier direkt neben der Hauptstraße wollen wir nicht zelten. Nein!
Also fragen wir was denn ein Zimmer kostet und nehmen schließlich dieses.


Zum Feierabendbierchen im Hinterhof gesellt sich dann noch ein älterer Herr aus Tschechien. Er ist mit einem alten umgebauten Javamofa BJ59 unterwegs. (3-Gang-Sachs-Getriebe, Dämpfer aus der Waschmaschine an der Klappergabel, eindeutige Verdichtung erhöht, am Kettenblatt Zähne rausgeschnitten, ...) Er erzählt uns, dass er schon länger unterwegs ist und Zuhause noch zwei alte Tatras restauriert hat. Später im Gespräch sind wir uns dann alle drei einig, dass dieses Hotel garantiert mal ein Puff war. Lage und Bauform des Hauses sprechen eindeutig dafür. ;-)

Hier noch ein Bild des Javamofas. Spitze ca 60km/h. Ab und an hat er bei Anstiegen Probleme mit der Motortemperatur und muss dann etwas pausieren:





2 Kommentare:

  1. Bei dem Panorama, der Einsamkeit, aber auch der einfachen Lebensweise kann man kaum glauben, dass das noch in Europa ist.

    Wie läuft es denn mit der Verständigung? Sprichst Du "südosteuropäisch"? Geht Englisch oder sogar Deutsch?

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hi Sonja,
      mit Fremdsprachen kann ich keine großen Geschütze auffahren. Ich versuche es immer mit Englisch und dann deutsch. Wenn das Gegenüber keine der beiden beherrscht hilft nur noch Zeichensprache. Das ist dann zu meist für beide Parteien sehr lustig.

      Löschen